Diese Kurzgeschichte basiert auf einer Schreibaufgabe aus dem Seitenwind-Wettbewerb 2023 vom Papyrus Autor Forum.
»Wie soll ich es Ihnen sagen, mein lieber Nollopa? Die Erde ist verloren!« Satsok nahm sein Glas Oruopist, kippte den gesamten Inhalt in einem Zug hinunter und knallte es zurück auf den Tisch. »Wir waren nur 4837 Jahre nicht mehr auf der Erde und dann so etwas! Alles dahin! Die ganze Arbeit umsonst!«
»Aber, aber, mein junger Freund! Wie meinen Sie das denn?« Der Ältere lehnte sich in seinem Sessel nach vorne.
»Ach, was ich meine! Wir haben dieser undankbaren Spezies Mensch die Errungenschaften unserer Zivilisation geschenkt, sie ihnen in kleinen verdaulichen Häppchen zukommen lassen – zuerst das Feuer, dann das Rad und später die Schrift! Und was haben sie daraus gemacht?« Satsok schnaubte entrüstet und goss sich nach. »Sie haben unsere Tugenden durch eine ansteckende Geisteskrankheit ersetzt!«
Nollopas dünner Schnurrbart kräuselte sich. »Eine Geisteskrankheit? Was haben sie denn, diese Menschen?«
»Es ist eine Art Fluch, der sie befällt, sobald sie sich mit dem Äther – oder Internet, wie sie es nennen, verbinden. Dabei verschmelzen die einzelnen Individuen zu einem Mob und verbringen Stunden, Tage, ja sogar Monate in einer parallelen Dimension, in der sie sich als etwas Besonderes fühlen. Dabei sind sie im wirklichen Leben Sonderlinge, ohne Sinn für die Gemeinschaft, ohne nennenswerte Kenntnisse!«
»Das klingt in der Tat sehr beunruhigend! Wie werden denn so viele Individuen gleichzeitig befallen?«
Satsok hatte bereits sein zweites Glas geleert und haderte mit sich, ob er es ein weiteres Mal füllen sollte. »Das geschieht durch die sogenannte ›Influenza‹, eine noch heimtückischere Krankheit, die vor allem Persönlichkeiten befällt, die sich ausschließlich mit sich selbst beschäftigen.«
»Das ist ja schrecklich!« In Nollopas Gesicht zeigte sich tiefe Betroffenheit. »Denken Sie, dass es Sinn machen würde, die Erdenbewohner von ihrem Fluch zu befreien?«
»Leider nein, es wäre hoffnungslos. Ich fürchte, wir können nichts für sie tun. Sie werden es irgendwann entweder selbst verstehen oder untergehen.«
Der Ältere nickte bedächtig. »Dann werden wir uns wohl in Geduld üben müssen.«
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